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Definition von www.kondor.de

Krafttier, was ist das?

Autoren, die sich das Gebiet des Schamanismus als Broterwerb ausgesucht haben, benennen diesen Partner unterschiedlich: Totem, Nagual, Krafttier, Schutzgeist/-engel/-tier, Fylgja, Clanwesen, Tierseele, Alter Ego um nur ein paar der prominenteren aufzuzählen. Die Bezeichnungen werden meistens irgendwelchen indigenen Weltbildern entnommen und sprechen damit den meistens tierartigen Partner und Helfer in der nichtalltäglichen Wirklichkeit (NAW) an.

Es gibt einen Unterschied zwischen dem persönlichen und dem unpersönlichen ... (bitte hier Lieblingsbegriff einfüllen). Der persönliche Tiergeist kann nur auf den Schamanen selbst bezogen werden. Unpersönliche Tiergeister können durch astrologische Methoden (siehe Sun Bear), durch Stammesüberlieferung (KLANwesen) oder Familientraditionen ermittelt werden. Auf Klanwesen gehe ich gesondert im Zusammenhang mit unseren Ahnen ein. Unpersönliche Tiergeister "hat" jeder, der sich in der entsprechenden Gruppe befindet (oder das richtige Buch liest), gleichgültig ob Schamane oder nicht. Im Falle magischer Orden wäre das "Klanwesen" das Egregore, um nur ein Beispiel anzubringen.

Es gibt mehrere Formen von Krafttieren. Als wichtigstes sei hier das lebenslängliche Krafttier genannt. Im Lauf deines Lebens begegnete dir mit Sicherheit bereits in früher Kindheit ein Tiergeist auf die eine oder andere Weise in Realität oder im Traum. Ich selbst lernte mein Krafttier bereits im Alter von drei Jahren kennen. Ich traf es im Tiergarten an und sah es hinterher immer wieder - auch im Fernsehen. Intuitiv wußte ich bereits damals, das es zu mir gehörte. Gegenüber meinen Eltern erwähnte ich sogar, ich selbst sei das dort gezeigte Tier. Zwar wurden mir meine "Flausen" damals ausgeredet, aber vergessen konnte ich die Begegnungen nicht. Fast zwei Jahrzehnte später war der Kondor das erste Tier in einer großen Falknerei, das mit mir Kontakt aufnahm und mich sofort akzeptierte. Wer schon einmal mit Greifvögeln und Geiern gearbeitet hat, wird wissen, wie schwierig es ist, als Mensch einen Kontakt aufzubauen, der auf gegenseitigem Vertrauen basiert. In der Zwischenzeit habe ich ein sehr tiefes Verhältnis zu meinem Tiergeist aufbauen können und weiß sehr viel über die besonderen Kräfte (und Schwächen) meines Tieres. Meine Persönlichkeit besitzt starke Aspekte des Tiergeistes, ein weiterer Effekt einer solchen lebenslangen Beziehung. Dazu muß erwähnt werden, das Kondor viele Jahre lang keinesfalls das dominante Tier war, sondern auch Adler, Tiger, Elefant und Delphin (je nach Situation und Lebensabschnitt) eine wichtige Rolle spielten. Das Haupttier jedoch blieb immer irgendwo still im Hintergrund um sich sofort zurückzumelden, als ich zu schamanisieren begann. Wie schon erwähnt, gibt es auch andere Tiergeister, die sich für eine gewisse Zeit dem Schamanen anschließen. Diese Tiergeister sind ebenso Krafttiere, die jedoch eher zu wechseln neigen. Je nach Lebensabschnitt oder spezieller Aufgabe variiert die Dauer der Anwesenheit zwischen ein paar Wochen und einigen Jahren. Es gibt auch spezielle Krafttiere, die sich nur mit einer einzigen Spezialaufgabe befassen. Menschen mit mehreren Krafttieren gleichzeitig tendieren dazu, solche Krafttiere zu besitzen. Interessant dabei ist, das sich im Laufe der Jahre dann auch nur ein oder zwei Tiere herauskristallisieren. Als besondere und außergewöhnliche Ehre solltest du es betrachten, wenn dein Tiergeist dir Teile wie Federn oder ein Fell schenkt. Ich meine mit "schenken", das es dich auch nichts kosten wird, diese Dinge zu erhalten. Du findest Federn im Wald, andere Teile wiederum (wie Wolfsfelle oder andere Fetische) sind äußerst schwer zu erhalten, wenn die Geister es jedoch erlauben, dann wird es für dich einfach sein. Halte diese Geschenke in höchsten Ehren. Durch sie kannst du viel schneller und intensiver mit deinem Krafttier Kontakt aufbauen, du hast einen direkten Kanal zur Kraft deines Tieres.

Persönliche Tiergeister besitzt an und für sich auch jeder, doch nur der Schamane arbeitet mit ihm zusammen und kennt es. Es gibt wie gesagt fast keine Regel, welches Aussehen es haben kann, wie stark es ist, wieviele es sind, ob sie immer da sind, oder ob es mal ein paar Tage weg ist (und Urlaub macht) oder ganz verschwindet (selten), über das Verhalten, Charakter, Fähigkeiten. Tiergeister können aber - wenn sie sich mal verzogen haben - zurückgebracht werden. Diese Viecher eignen sich auch hervorragend dazu, Wünsche zu realisieren. Manchmal tun sie das auch ungefragt (je besser der Kontakt mit dem Krafttier, desto häufiger und intensiver werden diese Erfahrungen).

Es lassen sich bei dem lebenslangen Krafttier eindeutig Parallelen zum heiligen Schutzengel (nach Abramelin oder Crowley) ziehen. Diese Wesen aufs Hilfsgeisterniveau zu reduzieren - wie es manche Ethnologen oder Möchtegernschamanen gerne tun - sollte sehr genau überdacht werden. Hilfsgeister sind etwas ganz anderes. Ein Hilfsgeist besitzt eine Art Zeitvertrag mit dem Schamanen. Er ist Spezialist in seinem Aufgabenbereich. Die Bindung mit dem Schamanen ist eine rein geschäftliche, die Bindung zum Krafttier hingegen ist viel tiefer (Nebenbei: In einigen Kulturen Sibiriens ist es durchaus gesellschaftsfähig, eine offizielle Ehe mit dem Tiergeist als Partner zu führen).

Schamanen haben gerne mehrere Hilfsgeister und binden sie auch an materielle Gegenstände. Das Krafttier kann auch mit den sogenannten Tierkönigen verglichen werden, die in mancher Fabel Erwähnung finden. Tiergeister sind niemals explizite Geister verstorbener Exemplare der entsprechenden Tierart, sondern gleichen dem Archetyp der jeweiligen Tiergattung. Es ist also nicht die Kraft eines Bären, sondern die Kraft von Bär, die ein Bärenschamane in sich spürt!

Die Gestalt und die Fähigkeiten des Tiergeistes

Über das Aussehen des Krafttieres habe ich bisher noch überhaupt nichts geschrieben. " Tier geist" oder "Kraft tier " betont ja irgendwie schon einmal, daß es sich dabei um ein tierförmiges Wesen handeln muß. Eigentlich sollte es keinerlei Gesetzmäßigkeiten hinsichtlich der Gestalt/Art des Krafttieres geben. Eine gewisse Regelmäßigkeit schleicht sich bei längerer Beobachtunä vieler Schamanen dann doch ein. Ich beobachtete im zentraleuropäischen Kulturraum, daß es erwartungsgemäß viele Adler, Hirsche, Füchse, Bären, Löwen, Katzenartige, Krähenvögel und noch eine Reihe weiterer Tierarten gibt die bei uns heimisch sind. Nicht heimische Tiere tauchen auch immer wieder auf, Tiergärten sind doch eine feine Einrichtung! Fabeltiere, Insekten, Reptiliten, Spinnen und ausgestorbene Tiere sind eher selten. Haustiere tauchen (fast) nie auf. Eine Ausnahme ist das Pferd. Fischgeister und Krokos sind ganz selten. Interessant ist, daß es fast nirgends eine spezielle Tierart ist, wie spanischer Kaiseradler, Saruskranich oder Turmfalke. Gelegentlich verändern Krafttiere ihr Aussehen, auch menschenähnliche Gestalten können darunter sein. Sie besitzen Fähigkeiten, die über das normale hinausgehen: sie können sprechen, sich in untypischen Umgebungen zurechtfinden (Wölfe die tauchen, fliegende rosa Elefanten, in der Erde schwimmende Adler). Während der Reise kannst du mit deinem Krafttier verschmelzen. Dein astrales Imago gleicht dann dem deines Krafttieres. Ein intensiver Kontakt mit dem Krafttier kann in der alltäglichen Wirklichkeit faszinierende Wirkungen zeitigen. Tiere derselben Gattung reagieren auf den Tiergeist, und tendieren zu akzeptierendem Verhalten gegenüber dem Schamanen - oder reagieren mit intensiven Fluchtverhalten (Freßfeind!). Ein bewußtes in sich Rufen des Tiergeistes in alltäglichern Situationen kann auf Menschen ebenso interessante Wirkung haben, die sich in deiner Umgebung befinden.

Der Tiertanz

In den Sagen eigentlich aller Völker gibt es deutliche Hinweise auf diese Praktik. Es wird von Menschen berichtet, die sich in Tiere verwandeln konnten. So ist der Werwolf beispielsweise eine Erinnerung an Schamanen, die den Wolf als Verbündeten hatten. In den germanischen Mythen wird häufig von dem Falkengewand Freyas gesprochen. Ein weiterer Hinweis, diesmal auf den Seelenflug (also der schamanischen Reise) in Tiertrance und auf den Brauch, Tierkostüme dazu zu verwenden.

Um den Kontakt mit dem Tiergeist zu festigen und zu vertiefen kann der Tiertanz durchgeführt werden. Im Tiertanz wird Krafttier in der alltäglichen Realität vom Schamanen dargestellt und verkörpert. Diese Art der Bessessenheit kann sehr kraftvoll und intensiv sein. Das Tier fährt in den Körper des Schamanen ein, verdrängt das Ich des Schamanen und übernimmt für eine gewisse Zeit die Herrschaft über den Körper. Während dieser Zeit kann das Tier Heilungen am Schamanen und an Klienten durchführen oder der Schamane kann einen Seelenflug unternehmen (als Tiermensch oder gänzlich als Tier). Das klingt spektakulärer, als es häufig ist. Der Tiertanz ist in der Praxis eher eine mäßig tiefe Trance. Die meiste Zeit kann der Tanz in kontrollierte Bahnen gelenkt werden. Je nachdem, wieweit der Praktizierende dabei gehen will, kann die Trance natürlich noch tiefer werden.

Es findet immer ein Energieaustausch zwischen Tiergeist und Schamanen statt, welcher für beide Seiten von großem Nutzen ist. Tiertänze schaden dem Schamanen niemals. Allein die Tatsache, daß das Krafttier (der intimste Vertraute des Schamanen) invoziert wird, schließt Schäden von vorneherein absolut aus.

Für den Tiertanz ist es am besten, sich ausreichend Zeit für Vor- und Nachbereitung zu nehmen. Als erstes muß klar sein, auf welche Art die Trance induziert wird. Es gibt da natürlich mehrere Wege. Seidh, Drogen, Trommeln, Atmungstechnik, Blutopfer, Imaginationsarbeit und Imitation sind die mir bekannten und von mir bereits erprobten Methoden (siehe entsprechende Kapitel). Ist die Tranceinduktion erst einmal geklärt, der Ort vorbereitet, eventuelle musikalische Begleitung abgesprochen oder per elektronisches Medium abrufbereit, kann der Tiertanz durchgeführt werden. Innerhalb größerer Gruppen fällt es leichter, in Tiertrance zu geraten. Während der Tiertrance äußert sich das Tier auf seine typische Art und Weise, und verhält sich auch so. In einer Gruppe ist dies immer sehr interessant und macht viel Spaß. Nach einer gewissen Zeitspanne endet der Tiertanz auf irgendeine Weise. Eine gewisse Zeit der Erholung und Normalisierung, d.h. Erdung, sollte folgen. Bannendes Lachen ist da meiner Erfahrung nach fehl am Platz, zum einen ist man ziemlich außer Atem, zum anderen ist es nicht sehr sinnvoll, positive Kräfte zu bannen. Als kraftvoll hat es sich erwiesen, ein wenig hungrig vor dem Tiertanz zu sein, denn Hunger gehört zu den Körpererfahrungen, die allen Wesen gemeinsam ist, und es dem Tiergeist einfacher macht, sich zu äußern.

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