Geomantie
Ein Interview mit Nigel Pennick
Kreiszeit: Du bist ein anerkannter Forscher und Experte der Geomantie, Runenmeister, Mitbegründer und Koordinator des "Institute of geomantic research" in England und praktizierender Geomant. Was genau bedeutet Geomantie und in welche Gebiete wird sie unterteilt?
Geomantie ist die uralte Art, durch welche Menschen in Harmonie kommen können mit der Erde. Im Speziellen durch das Finden, Anerkennen und Nähren der heiligen Plätze.
Geomantie beinhaltet verschiedene Methoden, welche von der einfachen Intuition bis zu komplexen Techniken, deren Arten mit den jeweiligen Kulturen verbunden sind, reichen.
Wie siehst du die Verbindung zwischen Schamanismus und Geomantie?
Traditioneller Schamanismus ist eng mit den speziellen Plätzen der Erde verbunden, wo sich Geistwesen aufhalten und auch zugänglich sind.
Schamanische Gemeinschaft mit den Geistern des Ortes befindet sich am intuitiven Ende der Geomantie, die meisten Geomanten heutzutage kommen vom anderen Ende des Spektrums. Sie gebrauchen eher Instrumente als Intuition.
Warum werden besondere Orte Kraftplätze genannt?
Religiösen Menschen sind diese speziellen Plätze heilig. Durch das 20.Jahrhundert wurden sie jedoch durch die Projektion der materiellen Sichtweise zu Orten der Kraft (Macht) gestempelt, wie wenn diese spirituellen Kräfte materielle Energien wären, im Sinn von Radiowellen oder Elektrizität.
Unglücklicherweise werden Dinge als Objekte behandelt, sobald sie mit materiellen Augen gesehen werden. Traditionelle Geomanten betrachten solche Orte im Gegenteil als eigene, lebendige Persönlichkeiten und behandeln sie mit Respekt.
Was kannst du uns zum Eigengeist solcher Orte erzählen?
In meiner eigenen spirituellen Tradition "Der Weg der acht Winde" welche Teil der "namenlosen Kunst" ist , der spirituellen Ur-Tradition von Ost-Anglia (mein Teil Englands) ist die Seele, die anima-loci, jedes Ortes sehr wichtig.
Jeder Platz hat seine eigene anima-loci mit welcher wir uns verständigen können. Die anima-loci kann sich auf viele verschiedene Weisen manifestieren, welche wir in spiritueller Form sehr leicht begreifen können.
Kannst du uns einige dieser Offenbarungen erklären?
Gewisse Ortstypen haben spezifische Manifestationen. Hügel mit bestimmten Formen haben Kräfte, welche den ihnen übereinstimmenden astrologischen Planeten zugeordnet sind. Andere enthalten die Kraft von Nwyvre, welche in der Form des Drachens gesehen werden kann.
Plätze, welche einen kraftvollen Ausdruck eben dieser Qualitäten besitzen, werden manchmal Kraftort genannt. Der Name wird den vielen verschiedenen Qualitäten, die an solchen Orten existieren, jedoch nicht gerecht.
Welche wichtigen Gesichtspunkte der Geomantie möchtest du noch erwähnen?
Ein wichtiger Aspekt der Geomantie ist die Steigerung und Veränderung der spirituellen Kräfte an den Plätzen mit Hilfe von speziellen Techniken.
Ein weiterer Aspekt der Geomantie ist die Verbesserung von gefährlichen Orten und das Ins-Gleichgewicht-bringen der Unausgwogenen.
Wie verhält man sich an einem solchen Ort und wie können wir Mutter Erde in ihrer Heilung unterstützen?
Es ist immer sehr wichtig, die Balance zu erhalten. Deshalb sollten die Menschen die heiligen Plätze respektieren, weil jeder heilige Ort die unmittelbare Umgebung aufrecht erhält und unterstützt.
Plätze, welche alfreka gemacht, d.h. entweiht wurden, indem der Geist fortgetrieben wurde, sind schädlich für ihre Umgebung. Sie können Mittelpunkte von zerstörenden Kräften werden, auf der spirituellen und physischen Ebene.
Heilige Orte heilig halten, heilt die Erde.
In der geomantischen Praxis respektieren wir heilige Orte. Das bedeutet, dass wir sie nicht als etwas anschauen, das benützt werden kann oder in das wir eingreifen.
In Harmonie sein mit der Erde bedeutet, dass wir uns nicht wie Konsumenten benehmen, um uns das zu nehmen, was wir uns anmassen zu brauchen; vielleicht sogar den Platz durch gedankenlose Taten zerstören.
In Harmonie sein bedeutet, der anima-loci zuzuhören und sich respektvoll zu benehmen dadurch, dass wir unsere eigenen Vorurteile nicht auf das Land und den Ort projizieren.
Im Prinzip ist alles, was organisch ist, in Harmonie mit der anima-loci, verstärkt deshalb seine angeborenen Qualitäten und vergrössert die spirituelle Kraft des Platzes.
Alles Nicht-harmonische ist mechanisch, das heisst, die Aufdrängung, die dem Platz auferlegt wurde von aussen. Diese Aufdrängung wirkt schwächend auf die Stärke der anima-loci, schlussendlich zerstört sie sie und übergibt sie der alfreka (Entweihung).
Aufdrängungen beinhalten alles von nicht regionalen Religionen auferlegen bis zum gedankenlosen, unbewussten Ausflug.
Es ist sehr einfach, einen heiligen Platz zu zerstören, aber schwierig, einen zu kreieren.
Was auch immer wir tun an einem heiligen Ort, ist von Bedeutung und wir sind persönlich verantwortlich dafür, wie wir uns dort verhalten.
Lieber Nigel, ich bedanke mich sehr herzlich für das aufschlussreiche Interview und wünsche dir weiterhin geisitge Unterstützung in deiner Arbeit.
Gabrielle/Kreiszeit/1995